Inzwischen haben wir letzte Läden abgeklappert, abgerechnet, ein bisschen Ruhe und Abstand vom Projekt-Stress bekommen und dachten, dass es Zeit ist das Projekt ‘Mädchenjahreskalender’ zum Abschluss nochmal auszuwerten. Einfach zu reflektieren, was gut und was schlecht lief und nochmal auf das Projekt als großes und ganzes zurückzublicken.
Als der Förderantrag geschrieben war und wir gemeinsam über die Idee des Projektes sprachen, hatten wir keinen blassen Schimmer, auf welche Art und Weise wir die Projektidee letztendlich verwirklichen würden. Wir hatten alle keine Ahnung vom Ausmaß der Zeit und Energie, die für dieses Projekt drauf gehen würde, aber auch nicht von all der Anerkennung und des überwältigenden Feedbacks, die wir letztendlich erhalten haben. Nie hätten wir gedacht, dass wir 600 Exemplare innerhalb von nur sieben Tagen loswerden, und noch Wochen später neue Bestellungen absagen würden. Nach dem Projektvertrag mit „Stark gemacht“, ist unser Projekt ab 1.1. offiziell beendet. Deshalb wollen wir, für uns selbst, wie auch für alle Interessierten, hier noch einmal ein kleines Resümee ziehen.
Worüber wir uns selbst gerne amüsieren, ist unsere chaotische Arbeitsweise. Wir haben ewig gebraucht, um richtig anzufangen, um ein konkretes und realisierbares Konzept geschrieben zu haben und zu merken, dass aus den ursprünglich geplanten Workshops zu z.B. Urheberrecht oder kreatives Schreiben, nichts wird. Bis Oktober dachten wir, dass wir das Layout noch irgendwie selbst machen würden. Zum Glück haben wir uns Utta, unsere kompetente Layouterin, mit ins Boot geholt. Das war wohl sehr typisch für uns: Das erst, etwas naiv idealistische planen, unsere sehr komplexen Vorstellungen, das nicht konkret werden und das Verschieben der Deadlines. Trotzdem haben wir es geschafft. Und zwar eigentlich alles in nur einem Bruchteil der gesamten Projekt-Zeit. Dieser war teilweise einfach nur katastrophal. Noch nie haben wir so wenig geschlafen und gegessen, und so viel gestresst diskutiert und vor allem abgestimmt, wie im November, in dem wir zudem Projekt-Stress auch noch Klausur-Phase hatten oder uns auf den MSA vorbereiten mussten. Das abstimmen hat sich für uns irgendwie als Lösung für alles herausgestellt. Das konnten wir sehr gut; flink abstimmen!
Insgesamt hatten wir natürlich großen Spaß an der Projektarbeit. Es war erstaunlich und toll, festzustellen, was wir alles für Möglichkeiten haben und was man alles für Ideen umsetzten kann wenn man es wirklich will. Wir hatten inhaltlich wie auch kreativ, unglaublich viel Raum zum Entfalten. Auch das Gefühl ein eigenes Projekt selbständig und völlig unabhängig umzusetzen, hat uns alle furchtbar stolz gemacht. Die Arbeit als Team, war – wenn auch anstrengend – sehr bereichernd und hat uns extrem zusammenwachsen lassen, aber auch in unserer Konfliktfähigkeit und der Art und Weise zu diskutieren und Kompromisse zu finden, um einiges weiter gebracht. Wir haben gelernt, den eigenen Perfektionismus an der ein oder anderen Stelle auch mal zu überwinden, wenn das nötig war, und einen anderen Weg zu suchen, damit wir trotzdem mit dem Endergebnis zufrieden sind.
Was außerdem nicht zu vergessen ist, ist das wir uns als Mädchen und Feministinnen durch das Projekt weiter entwickelt haben und weiterhin von der Idee begeistert sind, andere Mädchen auf Augenhöhe für das Auseinandersetzen mit Feminismus und Politik zu motivieren.
Was uns schon häufig frustriert hat, ist die Art, wie man uns jungen Leuten Themen wie Feminismus oder Nachhaltigkeit nahe zu bringen versucht, wenn überhaupt. Natürlich kann man das nicht verallgemeinern. Es gibt die Bundeszentrale für politische Bildung oder Blogs, das Missy Magazine und Mädchen, die von sich aus die Initiative ergreifen, um ihre Leidenschaften auszuleben und sich wichtigen Themen, die sie interessieren zu widmen. Jedoch ist das nicht die Norm. Durch die Medien und die Gesellschaft bekommen wir ein anderes Bild vermittelt, wofür sich Mädchen interessieren sollen. In Mädchenzeitschriften liest man immer nur über Schminke, Lovestorys oder füllt Psychotest á la „Bist du eine gute Freundin?“ aus. In Frauenzeitschriften geht es um die Essgewohnheiten Angelina Jolies und ihre sechs Kinder. Dabei wird ihre humanitäre Arbeit als Sonderbotschafterin für die Uno-Flüchtlingshilfe außen vor gelassen, weil sich Mädchen eben dafür anscheinend weniger interessieren. So ist es aber nicht! Und eigentlich kann man das auch nicht so stumm hinnehmen!
Während der Arbeit an den Essays oder politischen Blog-Beiträgen hat uns der Gedanke immer wieder motiviert, dass andere Mädchen unsere Texte lesen und sich vielleicht damit identifizieren würden, darüber mit ihren Freunden diskutieren und merken, dass Meinungsäußerung und Partizipation in der Gesellschaft wichtig sind. Wir Frauen haben uns lang genug hinter Herden, Frauenzeitschriften und Kinderwägen versteckt und den Männern das Feld überlassen. Deshalb hoffen wir, dass dieses Projekt eine Inspiration darstellt für junge Mädchen die Initiative zu ergreifen und sich einzumischen, auf ihre eigene Art und Weise.
Wir hoffen, dass wir die ein oder andere mit unseren Texten erreicht haben und das ihr den Kalender mittlerweile alle eingerichtet und als unverzichtbar befunden habt. Wir danken euch von Herzen für all das Feedback, das wir erhalten haben und das unsere Herzen beinah platzen lies, vor Glück und Stolz! Wir sind unglaublich beeindruckt, dass unser Konzept aufgegangen ist, und zu funktionieren, und ihr den MJK gerne zu benutzen scheint.
Wie es weiter geht, wissen wir momentan noch nicht. Dies ist vorerst unser letzter Blogpost. Wir alle brauchen eine Weile Abstand und Ruhe von dem Projekt-Trubel. Dann entscheiden wir, ob es einen MJK für 2015 geben wird. Vielen Dank für eure Unterstützung.
Bis dahin wünschen wir ein tolles Jahr!
